Samstag, 14. Mai 2011
SWR 750x
rrrock, 14:46h
Hybrid-Topteil, 750W RMS, 1.599 Euro
Der SWR 750x kostet ein Schweinegeld und sein Lüfter ist sehr laut. Das sind die Nachteile. Alles andere an diesem Amp finde ich schlicht großartig. Er hat einen enorm klaren und druckvollen Ton, eine umfangreiche Ausstattung, er ist für die allermeisten Anwendungen laut genug und er sieht phantastisch aus.
Dabei ist er von der Aussattung her - sieht man von der Vielzahl der Ausgänge und etwa dem regelbaren DI-Out ab (der sich zudem pre, pre Effekte, post Preamp schalten lässt) - eigentlich ein simpler Amp. Die Vorstufe wird mit einer 12AX7 betrieben und lässt sich mittels der Overdrive-Regelung stufenlos übersteuern, wenn man das möchte. Ich persönlich benutze diese Option selten, obwohl sie sehr vielseitig ist und gerade in Verbindung mit dem Subwave-Effekt allerlei Soundspielereien möglich sind. Beim Subwave-Effekt handelt es sich um einen stufenlos regelbaren Oktaver, der dem ursprünglichen Signal eine tiefe, saubere Oktave hinzufügt. Und ich meine sauber! Dieser Oktaver ist nicht mit diesen schrecklichen Bodentretern zu vergleichen, die ab dem D auf der A-Saite versagen und eigentlich nur ein indifferentes Gebrummel erzeugen. Dieser Oktaver ist klar und geht mühelos runter bis zum tiefen H, bei neuen Saiten auch bis zum Bb. Und er drückt brutal. Der Aural Enhancer ist eine SWR-eigene Erfindung, der, je weiter man ihn aufdreht, dem Signal umso mehr Tiefbass und Transparenz zufügt und bestimmte Mittenanteile absenkt. Bass- und Höhenregelung arbeiten in der Normaleinstellung konventionell, wobei ich die Höhenregelung nie anfasse. Die Centerfrequenz der Bassregelung lässt sich zudem absenken, die der Höhenregelung erhöhen (mittles Herausziehen des Potis). Die Mittenfrequenzen lässt sich zwischen 200 und 800 Hz anwählen und anheben bzw. absenken. Schließlich gibt es noch einen Limiter, der durchaus Sinn macht, wenn man beispielsweise Boxen spielt, deren Belastungsgrenze deutlich unter den angegebene 750 W liegt.
Der Sound des 750x ist groß, anders kann ich es nicht beschreiben. Er ist nicht unmenschlich laut und er ist nicht die erste Wahl für Blues oder eine Motörhead-Coverband. Alles andere kann er und zwar nicht deshalb, weil er so unwahrscheinlich vielseitig wäre (das ist er sicherlich auch), sondern weil sein wirklich guter Ton sich in fast alle Stile einfügen lässt. Hinzu kommt, dass der 750x (wie übrigens auch der 350) zwar schon eine eigene Note mitbringt (klar, ohne dabei "kalt" zu sein und sehr, sehr tief) aber dennoch dem verwendeten Instrument Platz zur Entfaltung lässt. Eine Preci klingt nach Preci und ein moderner, aktiver Bass klingt wie ein moderner aktiver Bass. Von Haus aus ist der Mittenanteil bei den SWR-Amps eher etwas schwach auf der Brust; stellt man alle Regler auf "0", klingt es schon arg edelbassig und studiomäßig. Aber - und das zeichnet diese Amp wirklich aus - mit wenigen Eingriffen lässt sich das ändern. Ein kleiner Push bei 200 Hz bringt mehr Wumms, einer zwischen 400 und 500 Hz gibt deutliche Anklänge an Jaco und wenn man sich in einer lauten Band oder unter schlechten Sounverhältnissen besser hören will, hilft ein kleiner Push bei 800 Hz.
Sicherlich ist der SM 900 aus gleichem Hause vielseitiger; der 750x besticht meiner Meinugn nach aber gerade durch seine Schlichtheit. Und was so oder so für SWR spricht: die Dinger gehen nicht kaputt. Ich spiele seit Jahren nichts anderes als SWR und seit das so ist, hatte ich nicht einen einzigen Aussetzer - abgesehen von solchen, die eindeutig auf eigene Blödheit zurückzuführen sind.
Fazit: Teuer aber dafür mit hohem, langanhaltendem Zufriedenheitsfaktor. Große Augen im Publikum gibt's gratis dazu.